review: Blue Jean Bop

GENE VINCENT & his BLUECAPS:

BLUEJEAN BOP ! *****

Side 1                                            Side 2

Bluejean Bop                                Jump Back,Honey,Jump Back

Jezebel                                          That Old Gang of Mine

Who Slapped John ?                     Jumps,Giggles,and Shouts

Ain’t She Sweet                            Up a Lazy River

I Flipped                                       Bop Street

Waltz of the Wind                        Peg O‘ My Heart

1956 war das Jahr, in dem sich für den Rock’n’Roll einiges änderte. Elvis wechselte von SUN Records zu RCA und wurde fortan von Colonel Parker betreut (manche sagen „ferngesteuert“), aus dem klassischen Rockabilly á la SUN Records wurde massenkompatiblerer Rock’n’Roll und die Jugend wurde als kaufkräftige Zielgruppe von den Plattenfirmen entdeckt. Die Labels waren bemüht mindestens einen Star, auf den die Teenies „abfahren“ konnten, in ihrem Stall zu haben. RCA hatte Elvis, Imperial Fats Domino, Speciality trumpfte mit Little Richard auf, Decca hatte Bill Haley und SUN blieb immerhin Jerry Lee Lewis, nebst anderen Größen. Da konnte auch Capitol Records nicht untätig bleiben und man machte sich auf die Suche nach einem „Capitol Star“. Man hatte zwar „steady sellers“ wie Hank Thompson unter Vertrag, der gute Hank war aber alles andere als ein Charismatiker oder Teenidol und hatte außerdem null Interesse an Rock’n’Roll. Er war im Westernswing zu Hause und das beherrschte er vorzüglich, warum also zu etwas wechseln, das man nicht mochte. 

Da lief Capitol der junge Gene Vincent Craddock über den Weg und man lud ihn zu Aufnahmen nach Nashville ein. Vorsorglich hatte man einige Nashville Studiomusiker bereitgestellt, aber Gene brachte seine eigene Band, die Blue Caps, mit. Die anfängliche Skepsis wich Begeisterung, als man einen Gitarristen namens Cliff Gallup hörte. Genes Gesangstil und die   genialen Soli von Gallup überzeugten die Verantwortlichen. Man nahm vorerst Singles auf und Be Bop A Lu La erwies sich als Volltreffer, den Gene in diesem kommerziellen Umfang leider nie mehr wiederholen konnte.

Daraufhin entschloss man sich bei Capitol Gene Vincent (das Craddock) wurde weggelassen) eine LP anzuvertrauen. Diese sollte aus „originals“ und bekannten Standards bestehen, die allerdings im Gene Vincent-Stil vorgetragen werden sollten.

Die erste Seite startet mit dem Titelsong der LP, „Bluejean Bop“. Diese Gene Vincent/Hal Levy Komposition ist von der ersten Note an eine „hommage“ an Rockabilly. Gallup steuert drei klassische Gitarrensoli bei, die eigentlich jeder Rockabillygitarrist kennen sollte.

„Jezebel“ ist ein Standard, im Vincent-Stil präsentiert und hauptsächlich von Gallups Gitarre geprägt.

Bei „Who Slapped John“ haben wir es wieder mit einem „original“ von Gene Vincent/Tex Davis zu tun. Genes Phrasierungen und die technisch anspruchsvollen Soli von Cliff Gallup prägen den Titel. Was bei Gallup so locker und leicht klingt, erfordert in Wahrheit viel Übung, Talent und Gespür für den richtigen Ton am richtigen Platz.

„Aint She Sweet?“, der nächste Standard, wurde später auch von den Beatles mit Tony Sheridan gecovert, die hatten allerdings keinen Cliff Gallup an der Gitarre.

In schöner Abwechslung kommt „I Flipped“ an die Reihe. Rockabilly der Oberliga mit großartiger Gitarrenarbeit.

„Waltz of the Wind“ ist ein langsamer Walzer. Wahrscheinlich wurde der Standard für die etwas konservativeren Käuferschichten eingeplant. Gene singt sich routiniert über den Titel hinweg.

Seite zwei startet sofort wieder mit einem „Rockabilly-Kracher“. Bei „Jump Back, Honey, Jump Back“ lässt Gene erahnen, warum er bei Rockabillies so einen legendären Ruf genießt.

„That Old Gang of Mine“ ist wieder ein Standard, der durch die Bearbeitung von Gene Vincent und Cliff Gallup sehr an Wert gewinnt.

„Jumps, Giggles, and Shouts“ und „Bop Street“ zählen wieder zu den Eigenkreationen. Der Wechsel von langsamer Einleitung zu Turborockabilly machen diesen Titel besonders interessant.

„Up a Lazy River“ ist ein Jazzstandard, der von einem nahe an die Melodie angelegten Gitarrensolo gekrönt wird.

Beim irischen „Peg O‘ My Heart“ gefällt mir besonders gut wie sparsam, jedoch technisch anspruchsvoll Cliff Gallup Begleitung und Solo hinlegt. Er spielt meiner Meinung nach die Rolle, die Scotty Moore bei Elvis´ SUN Aufnahmen innehatte, nämlich den „Star“ zu featuren und dabei musikalisch hochwertiges Material abzuliefern. Nicht umsonst wird Cliff Gallup z.B. von Jeff Beck als große Inspiration  bezeichnet. Er hat ihm sogar seine LP „Crazy Legs“ gewidmet. Nicht schlecht für einen jungen Mann, der 35 Titel für Gene Vincent einspielte und dann aus der Band ausstieg, weil er nicht mehr touren, sondern sich mehr seiner Familie widmen wollte. Zusammenfassend haben wir es bei „Bluejean Bop“ mit einer der besten LPs des frühen Rock’n’Roll und Rockabilly zu tun. Für mich eine klare Empfehlung für jeden Sammler von klassischen Rock- LPs.

Rezension: Fritz Weiss

  • *Hände weg davon
  • ** Nur für Fans und Sammler
  • *** Guter Durchschnitt, kein Fehlkauf
  • **** Absolute Empfehlung
  • ***** Inselplatte, gehört in jede Sammlung

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